Interview mit einer Katzenverhaltensberaterin

Heute durfte ich Lisa von Simon’s Catwalk aus Graz ein paar Fragen zu ihrer Arbeit stellen und erhielt einen kleinen Einblick in ihre Katzenwelt.

 

Liebe Lisa, stell dich doch bitte kurz vor und erzähle was du bei Simon’s Catwalk alles machst:

Mit Simon’s Catwalk möchte ich Menschen helfen, die Welt ihrer Samtpfoten besser zu verstehen. Ich sehe uns als Wegbegleiter. Ich habe durch meinen eigenen Kater Simon sehr viel über das Leben mit Katzen lernen dürfen. Er hat meinen Weg mit mir beschritten und war mir stets ein guter und treuer Freund. Als er jemanden benötigte der ihn in Krankheit schützte und zur Seite stand, begriff ich wie wenig ich ihn eigentlich verstand. Dass ich aus Unwissenheit nicht immer das Beste für ihn tat und seine Versuche sich mitzuteilen oft einfach ungehört verstummten. Ich will Menschen helfen ein besserer Freund für ihre Katzen zu sein und die Welt dieser faszinierenden Wesen artgerechter gestalten. Man kann mit jeder Frage zu mir kommen. Ob Ernährung, Ein- bzw. Umzug, Fragen zur Kommunikation, Tierarzttraining, Vergesellschaftungen, Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Unsauberkeit, Aggression, Angst etc.), Clickern, Balkon- oder Fenstersicherung und noch so vieles mehr. Ich weiß leider aus vielen Berufsgeschichten wie viele Katzen kein Gehör finden. Das möchte ich ändern.

 

Unsere Katzen raufen immer wieder und das schon seit wir sie haben, müssen wir das so hinnehmen oder kannst du da helfen?

Nein und Ja! Man muss es nicht hinnehmen und ich kann helfen. Meine Aufgabe hier ist erstmal die wichtigsten Informationen zu sammeln wie z.B wie viele Katzen leben im Haushalt, welche sind in den Streitereien involviert, wann sie sich kennengelernt haben, wie das Vergesellschaften abgelaufen ist, welche Vorerfahrungen sie haben (soweit man diese weiß) und das Raufen und ihre Kommunikation untereinander zu analysieren. Wohnraum- und Ressourcenmanagement ist hier auch immer ganz wichtig. Danach beginnen wir Freundschaft zu schließen. Während dieser Zeit werdet ihr von mir begleitet und wir passen immer wieder an und achten darauf, dass sich jeder mit den Maßnahmen wohl fühlt.

 

Katzen sind eigensinnig und die kann man nicht trainieren wie einen Hund, oder?

Ich mag das Wort eigensinnig nicht besonders. Eigenständig ist für mich das passendere Wort. Katzen haben kein Rudelgefüge wie Hunde, deshalb sind sie auch nicht darauf gepocht uns zu gefallen. Sie haben aber genauso Freude am gemeinsamen Lernen und können Tricks sehr schnell begreifen. Simon hat erst mit 12 begonnen zu clickern und ist manchmal so geschickt, dass ich nicht immer sicher bin wer wen trainiert. Auch bei seiner notwendigen Physiotherapie, die er macht, ist das ein immenser Vorteil.

 

Über was sollte man sich vor der Anschaffung einer Katze Gedanken machen und warum?

Als aller erstes ob alle Familienmitglieder damit einverstanden sind. Wichtig ist auch wo die Katze herkommt und wie alt sie sein soll. Vermehrer, die Geld machen wollen und Katzen als Gewinnbringer nutzen, sind auf keinem Fall zu unterstützen. Auch solche die zum Verschenken angeboten werden, wachsen in den meisten Fällen in erbärmlichen Zuständen auf. In Österreich herrscht ein Kastrationsgesetz für alle Freigänger und das ist auch gut so! Krankheiten werden meist schon vom Muttertier übertragen und viele Mütter sind maßlos überfordert, da sie zu früh oder zu oft Kitten bekommen. Tierschutzvereine und Katzenhilfsvereine sind hier eine gute Anlaufstelle. Das Abgabealter muss mindestens 12 Wochen sein, besser noch 14 – 16. Eine Katze ist kein Einzelgänger, sondern sie sind Einzeljäger. Auch in freier Wildbahn gibt es neutrale Zonen wo sich unsere Samtpfoten zum geselligen Beisammensein treffen. Deshalb ist auch auf die Möglichkeit auf kätzische Gesellschaft zu achten. Wohl einer der wichtigsten Punkte ist überhaupt die Überlegung: Will ich mir einen Freund fürs Leben holen? Denn auch wenn wir wohl unsere kleinen Freunde überleben, in ihrem Leben gibt es uns im Idealfall bis zu ihrem letzten Atemzug und das können auch gut und gerne über 20 Jahre sein.

 

Hilfst du auch bei der Eingewöhnung von Tierheim-Katzen in einem neuen Zuhause?

Das ist eine Passion von mir. Viele dieser Katzen mussten schon schreckliches erleben und haben in ihrem Leben schon viel gelitten. Gerade Angstkatzen benötigen Menschen, die ihre Sprache verstehen und ihre Grenzen auch wahren. Kater Bärli war einer meiner ersten. Er lebt nun bei einer älteren Dame und hat sich von einem verängstigten und unsichtbaren Kater zu einem Schmusebären bei ihr entwickelt. Das rührt mich jedes Mal, wenn ich sehe wie Tierheimkatzen endlich ihr Zuhause finden.

 

Was denkst du über das Leben mit Katzen?

 Wir haben das Privileg solch wunderbare Wesen als Freunde zu gewinnen. Respekt, Treue und Wertschätzung sollten hier der Grundstein der Beziehung sein. Das Bedürfnis ihnen ein gutes Leben zu bereiten und ihre Grenzen zu wahren ist gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Dafür müssen wir erstmal lernen wie sie uns ihre Grenzen aufzeigen und was sie wirklich benötigen. Ich sehe leider gerade in den sozialen Medien oder im Ausüben meiner Tätigkeiten so viele Grenzüberschreitungen die Katzen Verhaltensauffällig machen. Ob für vermeintlich lustige Videos oder als Erziehungsmethoden. Wir missbrauchen hier ihr Vertrauen und gehen für ein paar Klicks viel zu weit. So viele Katzen müssen stumm leiden, weil sie wenig Möglichkeiten haben uns ihren Kummer mitzuteilen. Werdet das Sprachrohr für eure Katze und seid bereit etwas über unsere treuen Wegbegleiter zu lernen und sie werden die gleiche Freude an uns haben wie wir sie für sie empfinden.

 

Vielen herzlichen Dank für deine Zeit liebe Lisa. Und ganz liebe Grüße und viele Knuddler an Simon.

 

Fotos wurden freundlicherweise von Sabine Fallend, fallend.at, zur Verfügung gestellt:

 

 

Kontaktinfos zu Simon's Catwalk:

Lisa Dunkler
Email:
kontakt@simons-catwalk.at
Tel.: 06766738216